Auftraggeber: | Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG |
Projektlaufzeit: | 2016 – 2018 |
Projektpartner: | IVU Umwelt GmbH TRC GmbH VMZ Berlin Betreibergesellschaft mbH WVI GmbH |
Die Luftqualität in Städten ist ein weltweites Problem, Luftschadstoffe sind hochgradig gesundheitsgefährdend. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt wurden seitens der EU Grenzwerte für Luftschadstoffe festgelegt und durch die 39. Bundesimmissionsschutzverordnung (39. BImSchV) in nationales Recht überführt. Bei Nichteinhaltung dieser Grenzwerte sowie fehlender Aktionspläne zur Senkung dieser kann die EU Strafzahlungen anordnen. Auch in vielen deutschen Städten werden die Grenzwerte überschritten. Die Deutsche Umwelthilfe hat bereits gegen zahlreiche Städte Klage eingereicht. Eine wesentliche Ursache der Grenzwertüberschreitungen sind die zunehmenden Verkehrsleistungen, die mit steigenden Umweltbelastungen wie Lärm und Luftschadstoffen einhergehen.
Zur Senkung der Immissionsbelastungen werden insbesondere Maßnahmen für den Kfz-Verkehr eingesetzt, die von komplett statisch bis weitgehend automatisiert das gesamte Spektrum umfassen können, bspw.:
- verschiedene Arten von Fahrverboten, vorzugsweise für Lkw
- (temporäre) Zuflussdosierung
- Verstetigung des Verkehrsflusses in Hauptrichtung zu Lasten des querenden sowie des Rad- und Fußverkehrs
- Verlagerung des Verkehrs
- (temporäre) Geschwindigkeitsreduktionen
Insbesondere an Hotspots wird vermehrt das Umweltsensitive Verkehrsmanagement (UVM), ein dynamisches System, eingesetzt. Ein UVM besteht im Allgemeinen aus einem Verkehrsmanagementsystem (VM) sowie einem Umweltmodell zur Berechnung der aktuellen und/oder zu erwartenden Luftschadstoffbelastung. Dynamische Systeme sind in der Regel aufwändiger als rein statische Systeme, bieten jedoch die Möglichkeit, ein Optimum an Umweltwirkungen mit minimal erforderlichem Eingriff in den Verkehrsablauf zu erzielen. Im operationellen Einsatz befinden sich momentan bundesweit nur wenige Systeme, weitere befinden sich in der Planung. Standardisierte Lösungen für UVM gibt es nicht, jedes System mit Maßnahmen, Verkehrsmanagementstrategien, Aktivierungsschwellwerten etc. muss den jeweils örtlichen Gegebenheiten angepasst werden.
Systematische Untersuchungen und Bewertungen von UVM liegen bisher nicht vor. Im diesem Forschungsprojekt werden daher durch Analyse ausgewählter Untersuchungsgebiete mit UVM folgende Fragestellungen betrachtet:
- Wirksamkeit der bisher realisierten UVM-Systeme
- notwendige Datengrundlage und Systemvoraussetzungen zur Prognose von Luftschadstoffkonzentrationen, die Bewertung deren Qualität sowie ggf. Verbesserungsvorschläge
- Abstimmung und Anpassungsprozesse, die für ein effektives Zusammenwirken von VM mit UVM notwendig sind
- mögliche Synergien aus VM und UVM
- finanzieller Aufwand und Wirksamkeit eines UVM in Verbindung mit einem VM
- Einfluss eines UVM auf die Stickstoffdioxid- und Feinstaubimmissionen, sowie auf andere Bereiche wie CO2-Emissionen, Verkehrsablauf (bspw. Staubildung, Verkehrsverlagerung), Lärm oder Verkehrssicherheit
- verkehrliche Auswirkungen des UVM auf den überregionalen Verkehr
Anhand der Untersuchungsergebnisse werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen abgeleitet. Die Ergebnisse sollen nach Möglichkeit derart verallgemeinert werden, dass sie auf andere Anwendungsgebiete übertragbar sind.
Der Schlussbericht ist im elektronischen BAST-Archiv ELBA (Heft V321, „Dynamisches umweltsensitives Verkehrsmanagement“) veröffentlicht.